Bild 01: Schmieders Alterswohnsitz - das von Josef Durm erbaute Palais Schmieder und heutige Prinz-Max-Palais an der Karlstraße.
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Im Jahre 1845, kurz vor einer Wirtschaftskrise, gründete August Schmieder (* 1824 in Karlsruhe) eine Brauerei in der Langen Straße 16 (später Kaiserstraße 14). Das Haus stand an der Ecke zur heutigen Englerstraße und erstreckte sich bis auf das Gelände des heutigen Bistros "Ballermann" bei der Universität (Altstadt). Das Historische Brauereiverzeichnis Deutschland des IBV datiert den Ursprung der Brauerei schon auf das Jahr 1798, und auch anderen Quellen ist zu entnehmen, dass August Schmieder wohl nicht der eigentliche Brauereigründer war, sondern den Betrieb von seinem Schwiegervater übernommen hat. Die genaue Vorgeschichte liegt jedoch im Dunkeln.
August Schmieder konnte angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Lage jedoch von Anfang an keinen Fuß fassen. Ab 1846 stiegen die Getreidepreise aufgrund vorangegangener Missernten auf fast das Doppelte an und viele Brauer mussten hohe Kredite aufnehmen, um diese zu bezahlen. So geriet Schmieder auch schon 1849 in Konkurs und verkaufte seine Brauerei 1850 an den Eggensteiner Bierbrauer Jakob Friedrich Höpfner, womit die Geschichte der heutigen Karlsruher Brauerei Hoepfner seinen Anfang nahm.
Schmieder selbst siedelte noch im selben Jahr nach Schlesien über und gelangte zuerst als Unternehmer im oberschlesischen Zinkbergbau, dann als Bankier in Breslau zu großem Vermögen. Die Umstände dieses ungewöhnlichen finanziellen Aufstiegs werden 1877 in einem Buch von Otto Glagau (1834-1892) unter dem Titel "Der Börsen und Gründungsschwindel in Deutschland" als die Geschichte eines unerhört grossen und frechen, raffinirten und intensiven Schwindels bezeichnet. Glagau bezieht sich dabei freilich nicht auf die Person August Schmieders, obgleich dieser zweimal als Generaldirektor in diversen Aufsichtsräten erwähnt wird, sondern auf die unmittelbar nach der Reichsgründung 1871 einsetzende Gründung unzähliger dubioser Aktiengesellschaften vor allem in Preußen, die dann über geschickte Börsenspekulationen horrende Gewinne einstrichen. Die damit einhergehende Konjunktureuphorie ließ die Aktienkurse in unnatürliche Höhen schnellen und endete 1873 letztlich im sogenannten "Gründerkrach". Otto Glagau war gleichwohl erklärter Antisemit und machte pauschal das Judentum als Synonym für den Kapitalismus für diese Praktiken verantwortlich. Insofern sind seine Ausführungen mit Vorsicht zu genießen. Es lässt sich jedoch vermuten, dass August Schmieder als Generaldirektor und Aufsichtsrat von Gesellschaften wie dem Oberschlesischen Eisenbahnbedarf oder der Breslauer Möbel-, Parquet- und Holzbau wohl auf die von Glagau beschriebene Art und Weise zu seinem unermesslichen Vermögen kam.
Nach 30 Jahren kehrte August Schmieder als wohlhabender Mann mit seiner Frau nach Karlsruhe zurück. Sein größtes Vermächtnis ist das heute bekannte Prinz-Max-Palais (Bild 01), das er 1881 bis 1884 für über eine Million Goldmark als Privatvilla und Alterssitz von dem renommierten Architekten und Oberbaurat Josef Durm (1837-1919) erbauen ließ. Schmieder starb im Jahre 1897, worauf seine Villa schließlich in den Besitz des Prinzen Max von Baden und dessen Familie gelangte.
August Schmieders Sohn und Erbe Dr. jur. Karl August Schmieder (1867-1941) siedelte nach Steinach im Bayerischen Wald (nahe Straubing) über und gründete dort ein berühmtes Gestüt, das später zum Musterbetrieb ausgebaut und schließlich zur Geburtsstätte des Deutschen Grünlandbundes wurde. 1902 wurde er wegen seiner großen Verdienste von der bayerischen Krone geadelt und später zum Geheimen Landesökonomierat ernannt. Als Karl August von Schmieder heiratete er 1904 die Tochter seines langjährigen Freundes Mary von Lang-Puchhof. Nach den Plänen des berühmten Münchner Architekten Gabriel von Seidl (Deutsches Museum, Bayerisches Nationalmuseum u.a.) ließ er 1904-1908 das Neue Schloss Steinach erbauen (1945 zerstört und 1955 abgebrochen). 1916 bis 1921 saß August von Schmieder auch im Aufsichtsrat der Münchner Unionsbräu AG - gewissermaßen blieb die Familie Schmieder damit der Brauereibranche weiter verpflichtet.
Fortsetzung siehe Brauerei Hoepfner |