Karlsruher Bier


Bierbrauereien spielten in Karlsruhe und Umgebung schon immer eine große Rolle. Zwar hat die Stadt ihren Rang als ehemals drittgrößte Bierproduktionsstätte Deutschlands schon vor fast 100 Jahren eingebüßt, doch auch heute noch zählt sie mit ihren 3 großen Brauereien Moninger, Hoepfner und Wolf zu den deutschen Biermetropolen.

Die Geschichte des Karlsruher Bieres ist älter als die Stadt selbst. Die Brauerei Gottesaue (gegründet 1758) ist zwar die erste nachweislich bekannte Brauerei Karlsruhes, jedoch brauten vermutlich auch schon zu Zeiten des Gottesauer Klosters die dortigen Mönche sowie viele Schankwirtschaften in Karlsruhe und den angrenzenden Dörfern zumindest zeitweise eigenes Bier. Die 1770 als Nachfolgerin der Gottesauer Brauerei gegründete "Seldeneck'sche Brauerei" blockierte durch seine übermächtige Konkurrenz zunächst die Entwicklung des bürgerlichen Brauereigewerbes in der Stadt, doch ab den 1810er Jahren stieg auch die Zahl der Karlsruher Wirtshausbrauereien bedingt durch den wachsenden Bierkonsum merklich an. Sie befanden sich anfangs in der Innenstadt und hatten später teilweise auch halbversenkte Bierkeller außerhalb der Stadt - vor allem auf dem Gebiet der heutigen Weststadt. Mit ihrer zunehmenden Vergrößerung und Industrialisierung verlegten die Brauereien gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch ihre Produktionsstätten dorthin. Von den ehemals etwa 40 Brauereien um die Mitte des 19. Jahrhunderts überlebte nur etwa ein Viertel die Jahrhundertwende.

Die ersten industriellen Karlsruher Brauereien neben der Seldeneck'schen und späteren Mühlburger Brauerei waren Sinner, Moninger, Printz, Schrempp, Hoepfner, Union-Brauerei, Fels, Kammerer und Wolf. Hinzu kamen in Durlach die Brauereien Eglau und "Zum Roten Löwen". Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zum zweiten großen Brauereisterben, dem die Mühlburger Brauerei, Printz, die Union-Brauerei, Kammerer und Eglau zum Opfer fielen. Ein Drittes setzte in den 1970er Jahren ein und ließ nur noch 3 Brauereien übrig. Während die Brauereien Wolf und Hoepfner noch lange als Familienunternehmen fortbestanden, wurde Moninger schon Ende der 1960er Jahre vom Reemtsma-Konzern übernommen und gehört heute der Radeberger-Gruppe an. Hoepfner ist seit 2005 unter der BHI AG Teil der Schörghuber-Gruppe. Karlsruhes letzte traditionelle Privatbrauerei Wolf ist seit 2009 vorübergehend obdachlos und lässt bis zur Findung einer neuen Produktionsstätte in Heidelberg weiterbrauen - das Brauereigebäude in der Südstadt wurde 2010 abgerissen.

Dieser Entwicklung zum Trotz erfährt die alte Karlsruher Brauereitradition seit den 1980er Jahren eine erfreuliche Renaissance. Nicht zuletzt der vielgerühmten Karlsruher Kneipen- und Biergartenkultur ist es zu verdanken, dass sich mittlerweile wieder um die 10 Gasthausbrauereien im Stadtgebiet und der näheren Umgebung etablieren konnten und so der Karlsruher Brauereilandschaft zu neuer Vielfalt verhelfen. Der Durst nach Bier ist bei den Karlsruhern ungebrochen, denn die Stadt liegt mitten in der wärmsten Region Deutschlands. Der Klimawandel und das neue Rauchergesetz mögen ihren Teil dazu beitragen, dass die Zahl und die Größe der Karlsruher Biergärten stetig ansteigt.

Während bei den Biersorten in der Region noch vor Jahrzehnten das Exportbier dominierte, macht mittlerweile das "Pils" das Rennen. In den Biergärten sind neben dem traditionellen "Hefe" (dunkel oder hell) neuerdings die "Naturtrüben" der Gasthausbrauereien besonders beliebt. In der Konsequenz haben auch die großen Karlsruher Brauereien mittlerweile natur- oder hefetrübe Biersorten in ihrem Sortiment. Das berühmte hefetrübe "Kräusen" bekommt man nur in der Karlsruher Gegend - und zwar von den Brauereien Hoepfner und Wolf. Moningers Antwort darauf ist das "Zwickel" - mittlerweile ergänzt durch das "Karlsruher Naturtrüb". Bei den saisonalen Starkbieren hat sich vor allem das "Indianerbock" von Wolf einen Namen gemacht. Und die Karlsruher Sortenvielfalt wächst weiter. Im Karlsruher Irish Pub "Bray Head" schenkt Inhaber Ferghal Coogan die Sorten "Ale" und "Stout" aus, gebraut nach bestem irischem Rezept - doch nicht in Irland, sondern direkt nebenan im "Vogelbräu". Und einmal im Jahr - jeweils am ersten Septemberwochenende - kann man in Karlsruhe gar über 300 Biere aus aller Welt probieren: Auf der Bierbörse auf dem Schlossplatz.